Sie haben es gemacht! Hand aufs Herz – wäre hätte darauf gewettet, dass die Ausstellung 2012 der Sektion Europa der FCI in Bukarest ein solcher Erfolg würde? Als Opfer einer regelrechten Hetzkampagne in den sozialen Netzwerken (die eine ungeheure Macht und Kraft darstellen, im Positiven, aber manchmal auch mit unheilvollen Auswirkungen) hat es die Asociatia Chinologica Romana (AChR) geschafft, einen kühlen Kopf zu bewahren, sich der Herausforderung zu stellen und mehr als 6.000 Hunde in der rumänischen Hauptstadt zu versammeln. Es ist der AChR gelungen, die gegen sie gerichtete Kampagne als Werbemittel für ihre Veranstaltung zu nutzen, und das Mindeste, was sich hierzu sagen lässt, ist, dass sie ihr Ziel erreicht hat! Wir beglückwünschen das gesamte rumänische Team unter der hervorragenden Leitung von Herrn C. Stefanescu und Herrn P. Muntean.

Zu unserem großen Bedauern haben drei im Bereich der Kynologie tätige Persönlichkeiten uns vor kurzer Zeit verlassen. Die FCI möchte ihnen auf diesen Seiten eine letzte Ehre erweisen...

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Yves De Clercq
Exekutivdirektor der FCI
FCI-Ausstellung der Europasektion 2012 in Bukarest (RO) – 5.-7. Oktober

Noch nie zuvor hatte eine FCI Euro Dog Show so viel Pech wie diese. Ich habe noch vor Augen, wie Petru Muntean neben Christian Stefanescu (Vizepräsident bzw. Präsident des rumänischen Kynologenverbands AChR) vor Freude aufsprang, als ihm letztes Jahr in Leeuwarden die FCI-Fahne überreicht wurde. Doch bis zur Anmeldefrist am 31. August waren nur 2.237 Hunde angemeldet, während ursprünglich 12 bis 15.000 Hunde erwartet wurden. Das Organisationskomitee war am Verzweifeln und fing an, vielen Richtern abzusagen, und verschob die Anmeldefrist auf den 11. September. Letztendlich wurden die Anmeldungen mit 6.157 Hunden abgeschlossen. Was war geschehen?

© Karl Donvil

Rumänien ist ein wunderschönes Land, doch von vielen wird es als unsicheres Land betrachtet, mit schlechten Straßen, und von Korruption beherrscht. Und als ob dies nicht genug wäre, wurde eine unfaire Kampagne gegen die Ausstellung geführt, bezüglich der Grausamkeit, mit der Straßenhunde behandelt werden. Es wurden weitere Gerüchte über Facebook verbreitet, sowie bei der Black Sea Winner Ausstellung gemachte Fotos von Richtern, um sie in Misskredit zu bringen. Es war ein sehr, sehr heftiger Sturm, doch vor allem war er sehr ungerecht. Bukarest ist eine moderne Stadt, mit vielen schönen neuen Gebäuden, die heute im Vergleich zu anderen Großstädten keineswegs unsicher ist. Es ist eine ziemlich trendige, junge Stadt, und es war sehr schön, durch ihre Straßen zu flanieren. Und es stimmt, dass es Straßenhunde gab, und sie hatten alle einen gelben Knopf im Ohr, was bedeutet, dass sie sterilisiert wurden. Unter Diktator Ceaucescu wurden viele Dörfer verlassen und zerstört, so dass die Bewohner gezwungen waren, in die Städte umzusiedeln. Die meisten Hunde aus den Dörfern wurden zurückgelassen, wodurch sie zu einem großen Problem wurden. Und was passiert, wenn arme Leute dieses Problem lösen möchten? Sie bringen sie nicht in Tierheime, da dies teuer ist, sie haben kein Geld, um Tierärzte für die Euthanasie oder Sterilisierung zu bezahlen. Sie verwenden Methoden, die in unseren Augen sehr grausam erscheinen, die jedoch so alt sind, wie die Geschichte selbst. Diese Methoden sind nicht grausamer, als die beim Töten von Schafen, Kühen, Hühnern und Schweinen angewendeten... Ein Boykott aus diesem Grund ist wirklich vollkommen ungerecht. Was ich als eines der Hauptprobleme betrachte, ist Facebook.

Wie schlecht war denn Rumänien? Schlecht? Überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Ich war unter vielen Aspekten angenehm überrascht. Trotz all der Probleme, mit denen sie umzugehen hatten, haben die Veranstalter ihre Arbeit glänzend erledigt. Es ist erstaunlich, dass es ihnen gelungen ist, aus dieser Ausstellung eine der besten zu machen, die je organisiert wurden. Ich habe verschiedene Aussteller befragt, und alle waren geradezu begeistert. Es waren ständig Ausdrücke zu hören wie "nette Leute, tolle Ausstellung, freundliche Atmosphäre, effizienter und freundlicher Sicherheitsdienst, schönes Land, tolle Reise, hervorragendes Ausstellungsgelände". Es waren keine Klagen zu hören, noch nicht mal von den Ausstellern aus den USA und GB, die an andere Kriterien gewohnt sind.

© Karl Donvil

Das Ausstellungsgelände befand sich am Stadtrand, war leicht zu erreichen und verfügte über jede Menge Parkplätze. Es führte eine Art Boulevard zur Ringhalle, die das Ausstellungsgelände beherrscht. Das war ein sehr eindrucksvoller Anblick. Da nur die Hälfte der erwarteten Zahl von Hunden teilnahm, wurden nur 3 Hallen benutzt. Die Ringe waren 12 x 12 m groß, was für manche Rassen sehr klein war. Es gab jedoch in jeder Halle Groomingbereiche. Und obwohl bekanntermaßen Platzmangel herrschte, schafften es manche Aussteller, jede Menge Platz für sich zu reservieren, indem sie ihren Platz abzäunten, und sich nicht um andere Leute, Besucher und Hunde scherten. Außen auf dem Boulevard war eine Art Marktplatz, auf dem einheimische Händler einen Holzstand gemietet hatten, und lokale Produkte, Strickwaren, Lebensmittel und Schnitzereien verkauften. In der Mitte des Boulevards waren mehrere große Außenringe. Zum Glück schien die Sonne, es war warm, aber dank der trockenen Luft angenehm und erträglich. Diese Ringe waren den deutschen Schäferhunden sowie den kaukasischen Schäferhunden und örtlichen Schäferhunderassen vorbehalten. Die Halle umfasste 3 Etagen. Im Erdgeschoss befand sich der Hauptring sowie der Bereich für Vorführungen, der Sammelring und der Vorbereitungsbereich. Im ersten und im zweiten Stock befanden sich alle Verkaufsstände, die Kynologenverbände und Rassenzuchtvereine. Alles lag nahe zusammen.

Vor der FCI Euro Dog Show fanden verschiedene andere Ausstellungen im Land statt, darunter die berühmte Dracula Show am vorausgehenden Wochenende. Am Donnerstag fand die erste Ausstellung in Bukarest statt, die Bucharest Winner & Interra Show, mit ca. 2500 Teilnehmern. Das Richten im Laufe des Tages folgte streng dem Zeitplan und wurde pünktlich abgeschlossen. In Anbetracht der Tatsache, dass alle 10 Gruppen, Welpen, Junioren, usw. im Hauptring Revue passieren mussten, ist es nicht erstaunlich, dass die Ausstellung sehr spät endete. Freitag, der erste Tag der FCI Euro Dog Show, war auch ein gut ausgefüllter Tag, da 4 Gruppen auf dem Programm standen, die Gruppen 3, 4, 5 und 7. Jeden Tag stand der Hauptring unter einem anderen Zeichen. Am Freitag war es die Römerzeit: 5 Mädchen und 2 Jungen, sicher alle Mannequins, waren mit einer römischen Tunika gekleidet. Der Samstag war den goldenen Zwanzigern gewidmet, als Bukarest noch als "kleines Paris des Ostens" bezeichnet wurde, und eine der schönsten Epochen in seiner Geschichte erlebte. Am Sonntag waren die Mädchen modern gekleidet, während die Jungen einheimische Kleidung trugen. Das Licht im Hauptring war schön, hätte jedoch beim Richten etwas heller sein können. Zwar ist es schön, wenn beim Vorstellen der Richter und beim Hereinführen der Hunde das Licht gedämpft ist, jedoch ist es besser, helles Licht zu haben, sobald mit dem Richten begonnen wird. Das Podium war mehr dann in Ordnung. Das Abendprogramm fand großen Anklang, insbesondere am Samstag und auch am Sonntag. Am Samstag wurde es auch wieder spät. Es standen die Gruppen 2, 6 und 10 auf dem Programm, während am Sonntag die Gruppen, 1, 8 und 9 sowie die Finals angesagt waren. Der rumänische Kynologenverband hilft bei der Einrichtung eines nationalen Sterilisationsprogramms für Straßenhunde, durch die Mitfinanzierung einer mobilen Veterinäreinheit. Es ist immer besser, ein Problem von innen zu lösen, da sich damit langfristig bessere und stabilere Ergebnisse erzielen lassen. Hundeausstellungen stellen ein Mittel dar, um die Öffentlichkeit zu informieren und zu bilden, und um zu zeigen, dass unsere Welt in Gesellschaft von gesunden und glücklichen Hunden viel schöner ist.

© Karl Donvil

Wie zu erwarten war, kamen die meisten Teilnehmer aus Russland, und zwar 1819, gefolgt von Rumänien mit 1183 Hunden. Ich hatte mit wesentlich mehr Hunden aus Ungarn gerechnet, es kamen jedoch nur 378 zur Ausstellung, d.h. weniger als aus der Ukraine mit 436. Auch aus Italien nahmen 378 Hunde teil. Großbritannien verzeichnete 22 Teilnehmer, Mexiko 11, Chile 3, genau wie Indonesien, Korea, San Marino und die Vereinigten Staaten. Aus Ägypten waren 4 Hunde angereist. Für Kolumbien gingen 2 Hunde an den Start, und für Aserbaidschan, Kanada, China und Puerto Rico jeweils 1 Hund. Unbedingt zu erwähnen sind die 16 Teilnehmer aus Thailand. Insgesamt waren 52 Länder vertreten. Nur rund die Hälfte der ursprünglich geplanten Richter kam letztendlich zum Einsatz. Es muss ein wahrer Alptraum gewesen sein, nur wenige Wochen vor der Ausstellung alle Richter umzudisponieren, und mit den Fragen und Enttäuschungen der Aussteller umzugehen, deren Hunderasse plötzlich von einem anderen Richter beurteilt wurde. Zum Glück habe ich diesbezüglich keine ernsten Klagen gehört, sicher, weil sich alle der Probleme bewusst waren und den veranstaltenden Verein bedauerten.

Die Ehre, den Best In Show zu richten, fiel dem Vizepräsidenten Petru Muntean zu, und ich kann Ihnen versichern, dass er sich sehr darauf freute. Er hatte ein paar ausgezeichnete Hunde aus ganz Europa im Ring. Den 3. Platz vergab er an den Flat Coated Retriever Win-a-Latte, dessen Züchterin und Besitzerin Carina Östman Borlänge aus Schweden ist. Richterin Van Brempt aus Belgien hatte die Rasse früher am selben Tag gerichtet und diesen Hund unter 20 Mitstreitern ausgewählt. Andras Korozs aus Ungarn machte ihn zum Gruppensieger “Best of Group”. Richter Paul Stanton aus Schweden hatte im Laufe des Tages die Afghanischen Windhunde beurteilt, und unter den 39 anwesenden Afghanen Oudry Gandamak auserkoren. Gerard Jipping aus den Niederlanden gab ihm beim Richten der Gruppe das Ticket fürs Finale. Oudry landete auf dem Platz des Reserve-BIS. Seine stolze Besitzerin ist Csilla Bakos aus Ungarn.

Ich glaube, es ist das erste Mal, dass ein Hund aus Großbritannien bei einer FCI-Europa- oder Welthundeausstellung zum BIS auserkoren wird. Zentarr Morgan ging in die Geschichte ein. Dieser Lhasa Apso wurde von Richterin Yolanda Nagler aus Israel unter den 29 Hunden in ihrem Ring ausgewählt, und er war der Sieger der von Francesco Cochetti aus Italien gerichteten Gruppe 9.

Zentarr Morgan befindet sich im gemeinsamen Besitz von Stefano Paolantoni aus Italien und M.D. Anderson aus Großbritannien.

Die Bukarester Euro Dog Show 2012 wird als die Ausstellung der Extreme in die Geschichte eingehen. Ungeachtet der ganzen Negativwerbung, mit der die Veranstalter zu kämpfen hatten, hatten sie den Mut, die Sache durchzuziehen und der Welt zu zeigen, dass sie der Herausforderung gewachsen sind und sie zu ihrem Vorteil ausnützen können. Diejenigen, die zum Ausstellen nach Bukarest gereist sind, kehrten glücklich und vermutlich auch zufrieden nach Hause zurück. Rumänien ist ein wunderschönes, sehr gastfreundliches Land, mit einer sicheren Hauptstadt, einer netten Bevölkerung und einem Herz für Hunde. Die Zukunft der rumänischen Straßenhunde sieht nach der Ausstellung etwas rosiger aus. Die Absicht des rumänischen Kynologenverbands war aufrichtig, er wird gegen den schlechten Ruf Rumäniens aufgrund der Straßenhunde angehen, und den Leuten klarmachen, welchen großen Nutzen sie aus dem Umgang mit ihren Hunden ziehen können, und ihnen beibringen, wie sie zu behandeln und zu pflegen sind. Der Weg ist lang und steinig, doch auch viele andere Länder haben diesen Weg noch zu begehen. Anstatt uns gegen sie zu stellen, müssen wir ihnen zur Seite stehen und ihnen eine faire Chance bieten, damit sie unter Beweis stellen können, dass sie es schaffen. Diese FCI Euro Dog Show ist ein guter Start dafür, Rumänien kann wirklich stolz darauf sein.

Karl Donvil

Ergebnisse: Rumänischer Kynologenverband (AChR) & ShowTailors

© Romanian Kennel Club
BIS-Richter: Petru Muntean
1) Lhasa Apso ZENTARR MORGAN (Stefano Paolantoni und M. D. Anderson)
2) Afghanischer Windhund OUDRY GANDAMAK (Csilla Bakos, Ungarn)3) Flat Coated Retriever CACI´S WIN-A-LATTE (Carina Östman, Schweden)

Gruppensieger

© Karl Donvil
FCI 1
Richter: BARBARA MULLER
Altenglischer Schäferhund BOTTOM SHAKER MY SECRET (Jozsef Koroknai)
© Karl Donvil
FCI 2
Richter: PAPP VASILE CAROL
Russischer Schwarzer Terrier OSKAR YABLUNEVYI TSVIT (Irina Yablonka, Ukraine)
© Karl Donvil
FCI 3
Richter: RON MENAKER
Kerry Blue Terrier ROLLICK'S SUPER HERO (Besitzer: Ivana Bilic und Igor Mioc, Kroatien)
© Karl Donvil
FCI 4
Richter: STEFAN SINKO
Dachshund (Rauhaar) MAGICAROMA Array
© Karl Donvil
FCI 5
Richter: CLAUDIO DE GIULIANI
Pharaonenhund REEDLY ROAD ILLUMINATED (Maria Evteeva, Russland)
© Karl Donvil
FCI 6
Richter: HANS VAN DER BERG
Basset Hound BASSJOY CRAZY NIGHT (Mariano Galan, Spanien)
© Karl Donvil
FCI 7
Richter: MIGUEL ANGEL MARTINEZ
Englischer Pointer WEIMPOINT KEEP SMILIN Array
© Karl Donvil
FCI 8
Richter: KOROZS ANDRAS
Flat Coated Retriever CACI´S WIN-A-LATTE (Carina Östman, Schweden)
© Karl Donvil
FCI 9
Richter: FRANCESCO COCHETTI
Lhasa Apso ZENTARR MORGAN (Stefano Paolantoni und M. D. Anderson)
© Karl Donvil
FCI 10
Richter: Gerard Jipping
Afghanischer Windhund OUDRY GANDAMAK (Besitzerin Csilla Bakos, Ungarn)


Vollständige Ergebnisse pro Ausstellungstag:

http://show.tailorsnet.com/results_EDS.html