Sie haben es gemacht! Hand aufs Herz – wäre hätte darauf gewettet, dass die Ausstellung 2012 der Sektion Europa der FCI in Bukarest ein solcher Erfolg würde? Als Opfer einer regelrechten Hetzkampagne in den sozialen Netzwerken (die eine ungeheure Macht und Kraft darstellen, im Positiven, aber manchmal auch mit unheilvollen Auswirkungen) hat es die Asociatia Chinologica Romana (AChR) geschafft, einen kühlen Kopf zu bewahren, sich der Herausforderung zu stellen und mehr als 6.000 Hunde in der rumänischen Hauptstadt zu versammeln. Es ist der AChR gelungen, die gegen sie gerichtete Kampagne als Werbemittel für ihre Veranstaltung zu nutzen, und das Mindeste, was sich hierzu sagen lässt, ist, dass sie ihr Ziel erreicht hat! Wir beglückwünschen das gesamte rumänische Team unter der hervorragenden Leitung von Herrn C. Stefanescu und Herrn P. Muntean.

Zu unserem großen Bedauern haben drei im Bereich der Kynologie tätige Persönlichkeiten uns vor kurzer Zeit verlassen. Die FCI möchte ihnen auf diesen Seiten eine letzte Ehre erweisen...

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Yves De Clercq
Exekutivdirektor der FCI
European Dog Show in Bukarest (RO), 5.-7. Oktober
Interview mit Susan Tweedie, britische Züchterin von Portugiesischen Wasserhunden
© Karl Donvil

Wie oft nehmen Sie an FCI-Ausstellungen teil?

Ich stelle seit dem Jahr 2000 in Europa aus. Normalerweise nehme ich an 8 bis 10 FCI-Ausstellungen jährlich teil.


Wie wählen Sie die FCI-Hundeausstellungen aus, an denen Sie teilnehmen? In Abhängigkeit von der Sektion, vom Land,...?

In von Calais oder Hoek van Holland aus leicht zu erreichenden Ländern ziehen wir die meisten Ausstellungen in Erwägung. In weiter entfernten Ländern halten wir nach gruppierten Ausstellungen Ausschau (z.B. in Dänemark finden 4 Ausstellungen in Vejen statt, und in Schweden 4 Ausstellungen in Vadstena). Alternativ dazu kommt auch eine "Rundreise" zu mehreren Ausstellungen in einer Woche in Betracht - Kopenhagen, Oslo, dann weiter nach Stockholm zu Rassen- und Welthundeausstellungen.


Worin besteht Ihre Motivation, an Veranstaltungen wie dieser teilzunehmen?

Mir gefällt der Wettbewerb bei Welt- und Europahundeausstellungen. Auch die Gelegenheit, eine andere Kultur zu entdecken, und Neugier auf Rumänien.


Wie hoch waren Ihre Erwartungen an diese Ausstellung (European Dog Show) im Vergleich zu anderen Hundeausstellungen?

Ich wusste nicht genau, was ich erwarten sollte. Vor der Ausstellung gab es eine Menge Fehlinformationen. ShowTailors und Melinda von der Dracula Show waren für uns sehr hilfreich, als wir die Anmeldungen für die Woche machten.


Was waren die positiven bzw. negativen Punkte dieser Ausstellung?

Positiv: Romexpo ist ein schönes Messegelände und Bukarest ist leicht zu erreichen, wenn man die Stadt entdecken möchte. Alle Leute waren sehr hilfsbereit, und es war schön, dass die meisten Informationen auf Englisch waren. Die Ringe waren gut gekennzeichnet. Der Veranstaltungsort wurde stets sehr sauber gehalten.

Negativ: Ich hätte eine gründlichere Vorbeurteilung in den Gruppen geschätzt, bei der die Richter allen Hunden eine praktische Beurteilung geben (wie es in Großbritannien üblich ist).

Der Crufts-Stand - als GB-Aussteller war ich sehr enttäuscht, dass dieser Stand die meiste Zeit unbesetzt war. Die Informationen waren nur auf Englisch - nicht wie bei den anderen Europäern, die sich bewusst sind, dass nicht jeder ihre Sprache beherrscht!!!


Gefielen Ihnen die Hallen und die Organisation insgesamt?

Sie übertrafen meine Erwartungen. Nach einem kleinen Problem, um das Wohnmobil zu parken, das von den Veranstaltern schnell gelöst wurde (zum Ärger des Sicherheitspersonals, das uns in die abgelegenste Ecke des Parkplatzes schicken wollte). Die Strom- und Wasserversorgung war sehr schnell angeschlossen, und das Ausstellungspersonal war sehr hilfsbereit.

Manche Richter drückten sich nicht klar über die vergebenen Platzierungen aus - viele Aussteller waren nicht sicher, welchen Platz sie erreicht hatten, bevor sie die Bewertungsbögen sahen. Mir wäre lieber gewesen, wenn diese Bewertungsbögen beim Abschluss einer Klasse oder Rasse überreicht worden wären, und nicht erst zum Ende des Richtens im Ring, da es manchmal schwierig war, Fehler zu berichtigen und Korrekturen zu bestätigen.

Die Ausstellungsorganisation machte einen sehr effizienten Eindruck. Der einzige Beanstandungspunkt bei der Bukarester Ausstellung war, dass ich gebeten wurde, wegzugehen, als ich auf den Stufen (direkt hinter den Richtern) saß und darauf wartete, in die Gruppe zu gehen. Mir wurde gesagt, mich in die Tribüne zu setzen, doch mit den Hunden konnte ich nicht zu den Sitzreihen gelangen, weshalb ich ein paar Stunden lang auf dem Balkon stehen musste.


Wie war der Informationsfluss (Anmeldungen, Informationen im Internet, Kataloge, Beschilderung, Informationsstand, usw.)?

Insgesamt sehr gut. Die Anmeldung war sehr einfach, und der Katalog leicht verständlich. Die Internetinformationen waren manchmal irreführend (z.B. die Gebührenpflicht des Grooming-Bereichs), doch dies konnte per E-Mail vor der Ausstellung schnell geklärt werden.

Es war sehr schön, das Meisterschaftszertifikat beim Abschluss der Ausstellung zu erhalten - die Aussteller hatten die Riesenpapierarbeit und Antragsbearbeitung sehr gut im Griff.

Ich habe bemerkt, dass die täglichen Ringlisten in den Hallen nicht ersetzt wurden - am Sonntag hingen noch die Listen von Freitag aus. Dies war vielleicht der einzige kleinere Beanstandungspunkt.


Was ist Ihrer Meinung nach das wichtigste Thema im Zusammenhang mit Hunden, das dringend in Angriff genommen werden muss (vom Standpunkt des Züchters und von einem allgemeinen Standpunkt aus gesehen)?

Züchter: Das wichtigste Anliegen ist, dass alle Züchter das Temperament und die Gesundheit von Elterntieren und Welpen als höchste Priorität betrachten. Der "Rassetyp" ist zwar wichtig, darf jedoch nicht zu Lasten der Gesundheit gehen. Die Richter sollten sich dessen bewusst sein - ihre Platzierungen können große Auswirkungen auf die künftigen Zuchtpläne haben.

Allgemein: Die Öffentlichkeit muss das Wohlergehen von Hunden berücksichtigen. Es gibt Anzeichen dafür, dass Rumänien beginnt, dies zu verstehen, doch es ist ein sehr langsamer Prozess. Die Leute müssen dazu ermutigt werden, Welpen von Zuchtbetrieben zu kaufen, und nicht von einem fahrenden Händler oder von unbekannter Herkunft.


Sie leben in Großbritannien, worin besteht Ihrer Meinung nach der Unterschied zwischen einer dort organisierten Hundeausstellung und einer FCI-Ausstellung?

Abgesehen von den auf der Hand liegenden Unterschieden zwischen den Gruppen lassen FCI-Ausstellungen mehr Zurschaustellung zu, und die Zuschauer zeigen mehr Begeisterung. Die Gruppenplatzierung vom 4. bis zum 1. Platz ist besser, und mir gefällt die Tatsache, dass Paare, Züchter, Junioren und Veteranen ebenfalls als wichtiger Bestandteil der Ausstellung betrachtet werden.

Das Benotungssystem ist sehr sinnvoll, und mir gefällt es, dass Richter Auszeichnungen zurückhalten - in GB haben nur wenige Richter den Mut, das zu tun.

Mir gefiel es bei FCI-Ausstellungen, sofortige Kritik des Hundes zu erhalten, und bin der Ansicht, dass dies im Gegenzuge der bezahlten Anmeldegebühren Pflicht sein sollte. Wenn dies nicht erfolgt, haben die Aussteller keine Ahnung, warum sie ihre Rangstufe oder Platzierung erhalten haben. Dies zeigt auch, ob ein Richter die Rasse kennt, insbesondere, wenn er einen Fehler lobt. In GB müssen die Richter bei einer der beiden wöchentlichen Hundezeitschriften einen Bericht einreichen. Er erscheint oft erst viele Wochen später, doch jeder kann ihn lesen.


Haben Sie noch einen besonderen Kommentar für die Leser des FCI-Newsletters?

Für alle diejenigen, die dachten, dass Rumänien keine erfolgreiche European Dog Show abhalten könne - Sie haben sich getäuscht!

Tolle Stimmung, freundliche Leute, ein großartiger Veranstaltungsort, der sehr sauber gehalten wurde. Bei einigen der früheren Welt- und Europahundeausstellungen sind deutlich mehr Probleme aufgetreten.

Ich würde einen Besuch bei den Ausstellungen empfehlen - man darf sich nur nicht auf das Navisystem verlassen! Am Donnerstag vor unserer Abreise kam unser neues TomTom aus Apeldoorn - doch wir konnten trotzdem nicht den Weg von der Dracula Show zur Wine Gate Keepers Show finden. Ein hilfsbereiter Polizist in Ploieşti zeichnete für uns einen Plan auf der Rückseite eines Ringschilds.


Vielen Dank für Ihre Mitwirkung!

Interviewer : Marie Luna Durán
Marketing and Public Relations